Sant'Egidio
Mittelaltermarkt
Lancianos Blütezeit war im 14. Jahrhundert. Durch die Märkte war der Ort Dreh- und Angelpunkt des wirtschaftlichen Lebens in der Region.
Seit 1981 wird in Lanciano jedes Jahr eine faszinierende Wiederdarstellung eines mittelalterlichen Marktes gefeiert, welche so viel Wohlstand und Reichtum in diese Gegend gebracht hatten.
Traditionsgemäß findet jährlich vom letzten Sonntag im August bis zum ersten Sonntag im September der Mittelaltermarkt in Lanciano statt.
Die Straßen und Plätze des historischen Zentrums bieten die perfekte Kulisse für das mittelalterliche Treiben. Besucher des Marktes können sich auf Straßenkünstler, Jongleure, Ritterkämpfe, Paraden usw freuen. In den Tavernenzelten wird natürlich das leibliche Wohl auch nicht zu kurz kommen.
Den Höhepunkt des Festes bildet eine historische Parade mit über 700 Teilnehmern, die in traditionellen Kostümen, begleitet von Fahnenschwingern und Musik, durch die Stadt marschieren.
Im Zusammenhang mit dem Mittelaltermarkt stößt man immer wieder auf die Bezeichnung "Mastrogiurato". Aber wer oder was ist das?
Dazu müssen wir die Zeit auf das Jahr 1304 zurückdrehen, als Charles II von Anjou, König von Neapel, erstmalig einen "Mastrogiurato" ernannte, um auf lokalen Märkten Gäste zu begrüßen und Frieden zwischen den reisenden Händlern zu bewahren während diese ihre Waren anboten.
Der quirlige Ort Lanciano zog aufgrund seiner idealen geographischen Lage, an der Kreuzung zwischen den Nord/Süd und Ost/West Schäferrouten, tausende von Händlern von überall aus Europa an. Die Märkte waren ein wichtiger Bestandteil des wirtschaftlichen Wohlstandes der Stadt. Es lag nahe, dass auch hier ein Mastrogiurato vom Stadtparlament gewählt wurde und der Bürgermeister von seinem Recht Gebrauch machte und Garden aussandte, welche die Handelsreisenden auf ihren Routen während der Marktwochen vor Dieben beschützten.
Der bestellte Mastrogiurato musste im Rathaus einen Treueeid schwören und dann auf den Marktgründen, das "Prato della Fiera" vorlesen um die Regulationen des Marktes zu verkünden und den Markt als eröffnet zu erklären. Ihm wurden die Schlüssel der Stadt ausgehändigt und seine Hauptaufgaben bestanden aus dem Öffnen und Schließen der Stadttore, der Überwachung des ein- und ausgehenden Verkehrs sowie der Märkte und Lieferungen.
Im Süden des Landes war er in einigen Städten mit Privilegien ausgestattet. Er konnte die städtische Miliz befehligen, das Stadtparlament einberufen, Gewichte und die gesamten Messen kontrollieren.
Es war ihm erlaubt eine Waffe zu tragen und jeden Störenfried zu verhaften.
Septemberfeste
Weihnachtsbrauch
Während am 23. in aller Welt noch in aller Eile die letzten Geschenke eingekauft werden, herrscht in LANCIANO bereits Weihnachts-stimmung.
Seit über vier Jahrhunderten beginnt in Lanciano die Weihnachtsfeier bereits am 23. Dezember. Es ist eine der tiefsten Traditionen der Lancianesi, die bis ins Jahr 1589 zurückreicht. Paul Tasso, Erzbischof von Lanciano, pilgerte zum Gedenken an Marias und Josefs Reise nach Bethlehem zur Kirche "Iconicella". Viele Gläubige folgten ihm unter Glockengeläut, um seine Worte des Friedens und der Liebe zu hören. Das Läuten der Glocke hörte auf, als die Prozession aufgelöst wurde. Seitdem wiederholt sich dieser Brauch jedes Jahr mit derselben Intensität. Es ist eine Botschaft des Friedens, der Versöhnung und der Vergebung und macht Lanciano wieder ein wenig magischer.
Die Glocke, "La Squilla" genannt, steht auf dem Stadtturm Lancianos. Sie läutet ununterbrochen von 18.00 bis 19.00 Uhr und bringt mit ihrem Klang Weihnachten in jedes Haus. Nun gehen die Lancianesi nach Hause, um Geschenke und Wünsche auszutauschen und somit die Familienbande zu erneuern und zu festigen.
For over four centuries, the Christmas party begins on December 23 in Lanciano.
It is one of the deepest traditions of the Lancianesi, dating back to 1589. Paul Tasso, Archbishop of Lanciano, made a pilgrimage to the church "Iconicella" to commemorate Mary and Joseph's journey to Bethlehem. Many believers followed him under bells to hear his words of peace and love. The ringing of the bell ceased as the procession was dissolved.
Since then, this custom has been repeated every year with the same intensity. It is a message of peace, reconciliation and forgiveness and makes Lanciano a little more magical again.
The bell, called "La Squilla", stands on the town tower of Lanciano. It rings continuously from 6:00 pm to 7:00 pm and brings Christmas to every house with its sound. Now, the Lancianesi go home to exchange gifts and wishes and thus to renew and consolidate the family ties.
Fucaracchi
In der Nacht vor Mariä Empfängnis ist es Tradition, große Feuer anzuzünden. In Lanciano heißen sie Fucaracchi. Sicherlich ist es eine uralte Tradition, die bis in prähistorische Zeiten zurückreicht, als das Anzünden des Feuers eine Beschwörung der Sonne war, mit der Bitte zurückzukommen, in Zeiten als das Licht weitestgehend verschwunden war.
Es ist immer eine große Freude, diesen traditionellen Festen beiwohnen zu können. Doch dann taucht unweigerlich die Frage auf, was die katholische Kirche am nächsten Tag bei "Mariä Empfängnis" genau feiert?
Es gibt wohl kein Fest in der katholischen Kirche, dass so oft missverstanden wird. Das liegt nicht zuletzt an der Doppeldeutigkeit der "umgangssprachlichen" Bezeichnung "Mariä Empfängnis". Dem Wortlaut nach kann das sowohl bedeuten, das Maria diejenige ist, die ein Kind empfängt als auch, dass Maria selbst empfangen wird. Klarer wird es erst wenn die offizielle Bezeichnung des Festes benutzt wird. Denn am 8. Dezember feiern die Katholiken das "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" ("Mariä Empfängnis"). Dabei wird die Überzeugung der Kirche gefeiert, dass Maria ähnlich wie Jesus Christus seit Beginn ihrer leiblichen Existenz ohne Sünde gewesen ist. Das Fest bezieht sich nicht auf die Empfängnis Jesu, sondern auf die seiner Mutter Maria, die auf natürliche Weise von ihren Eltern Anna und Joachim gezeugt, empfangen und geboren wurde. Im Jahr 1854 wurde das Dogma (feststehende Definition oder eine grundlegende, normative Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird) von der "Unbefleckten Empfängnis Mariens" von Papst Pius IX. als Glaubenslehre der katholischen Kirche verkündet. Davon zu unterscheiden ist die Lehre von der jungfräulichen Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist.
On the night before the conception of Mary, it is a tradition to light large fires. In Lanciano they are called Fucaracchi. Certainly it is an ancient tradition dating back to prehistoric times, when the lighting of the fire was a conjuration of the sun, with the request to come back in times when the light had largely disappeared.
San Biagio
Mimosen zum Frauentag
Eine Tradition in ganz Italien, die natürlich auch in LANCIANO gepflegt wird
Der Internationaler Frauentag am 8. März entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg in den USA, im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen.
Vielen ist die traurige Geschichte bekannt, warum gerade der 8. März zum Frauentag wurde. Am 8. März 1908 demonstrierten in einer Fabrik in New York Arbeiter gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen, denen sie ausgesetzt waren. Ein ausbrechender Brand bei dieser Veranstaltung kostete 129 Arbeiterinnen das Leben. Seitdem ist der 8. März der offizielle Tag für Frauen, der während der Kriegsjahre aus politischen Gründen verboten war, jedoch ab 1946 gefeiert wird.
In vielen Ländern ist es Tradition, Frauen am 8. März Blumen zu schenken. Bei uns in Deutschland wird dieser Tag nicht besonders gewürdigt, anders bei unseren italienischen Nachbarn. Hier werden die Frauen mit Mimosen beschenkt, natürlich auch in LANCIANO.
Aber warum wählten die Italiener 1946 gerade die Mimosen?
Sie ist nicht nur eine Pflanze, die Anfang März blüht, sondern auch eine preiswerte Hommage, da sie in vielen Teilen Italiens wild wächst und somit für alle sozialen Schichten geeignet ist. Sie ist nicht nur das Symbol der Stärke und der Weiblichkeit, sie ist zum Symbol des Frauentages geworden!
The International Women's Day on March 8 was written around the time of the First World War in the US, in the fight for equal rights, the right to vote for women and the emancipation of workers.
Many people are familiar with the sad story of why March 8 became Women's Day. On March 8, 1908, workers in a factory in New York demonstrated against the unworthy working conditions to which they were exposed. An erupting fire at this event cost 129 workers the lives. Since then, the 8th of March is the official day for women, which was banned during the war years for political reasons, but is celebrated from 1946.
In many countries it is a tradition to give flowers to women on March 8th. In Germany, this day is not particularly appreciated, unlike our Italian neighbors. Here the women are presented with mimosas.
But why did the Italians choose the mimosas in 1946?
It is not only a plant that flowers in early March, but also a cheap homage, as it grows wild in many parts of Italy and is therefore suitable for all social classes. It is not only the symbol of strength and femininity, it has become the symbol of Women's Day!
Settimana Santa
Die Settimana Santa, die Heilige Woche, bezeichnet die Woche von Palmsonntag bis Ostersonntag, in der im süddlichen Italien und in katholisch geprägten Ländern des spanischsprachigen Raumes heilige Prozessionen durchgeführt werden. Diese eindrucksvollen Prozessionen sind eine Tradition aus dem 16. Jahrhundert, als die katholische Kirche der größtenteils analphabetischen Bevölkerung die christliche Lehre näher bringen wollte. Aus diesem Grund führten sie Passagen der Bibel in realen Bildern auf, eine Praxis, die heutzutage in ausdrucksvollen Vorführungen dargeboten wird. Die Prozessionen bilden den wichtigsten Bestandteil der Settimana Santa, die Hauptprozession findet am Karfreitag statt. Am Gründonnerstag findet auch in LANCIANO eine spätabendliche Prozession statt. Hierbei wird die Passionsgeschichte dargestellt. Die Teilnehmer tragen Fackeln, Kaputzen (Spitzhauben) und lange Kutten, die ihnen ein unheimliches Aussehen verleihen. Die Kapuzen bei der Prozession stehen für einen Akt der Buße. Buße für all das, was Jesus angetan wurde. Ihren Schluß bildet eine Musikkapelle, die langsame Marschmusik spielt. Die geöffneten Kirchen die auf dem Weg der Prozession liegen sind festlich geschmückt und der gläubige Besucher wird an das letzte Abendmahl erinnert und wie bei der Prozession an die schmerzhafte Reise des Herrn, seinen gesamten Leidensweg, sein Leiden und Sterben am Kreuz. Die Settimana Santa ist in der Tat ein eindrucksvolles Schauspiel, in dem alte Traditionen eindrucksvoll dargeboten werden. Auf jeden Fall sollte man das alles einmal miterlebt haben.
The Settimana Santa, the Holy Week, marks the week from Palmsonntag to Ostersonntag, in which sacred processions are performed in southern Italy and in catholic countries of the Spanish-speaking region. These impressive processions are a tradition dating back to the 16th century, when the Catholic Church of the largely illiterate population wanted to teach Christian doctrine. For this reason they introduced passages of the Bible in real pictures, a practice which is nowadays presented in expressive demonstrations. The processions are the most important part of Settimana Santa and the main procession takes place on Good Friday. On the evening of the Maundy Thursday also a late-night procession takes place in LANCIANO. Here, the Passion History is shown. The participants wear torches, hoods and long robes, which give them an uncanny look. The hoods during the procession represent an act of repentance. Repentance for all that was done to Jesus. The procession is followed by a music band, which plays slow marching music. The open churches that are on the path of the procession are festively decorated, and the believing visitor is reminded of the Last Supper and the procession to the painful journey of the Lord, his entire path of suffering, his suffering and dying in the cross. The Settimana Santa is indeed an impressive drama in which old traditions are impressively presented. In any case, you should have witnessed all this once.
Ostern in Lanciano
Das mystische Städtchen LANCIANO in den Abruzzen pflegt seine jahrhundertealten Traditionen mit Hingabe. Die Osterbräuche sind diesbezüglich erwähnenswert. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wird am Gründonnerstag die Prozession der Incappucciati abgehalten. Hier wird anschaulich der Leidensweg Jesus dargestellt. Am darauffolgenden Tag folgt die bedächtige und düstere Karfreitagsprozession zum Tode Christus.
Dann am Ostersonntag bietet sich ein ganz anderes Bild. Musik, Fröhlichkeit, helle Gewänder begeistern bei den verschiedenen Prozessionen, die auf der Piazza Plebiscito enden. Bei diesem "Treffen der Heiligen" (Jesus, Maria, Apostel Johannes) wird die Auferstehung und die Freude darüber mit einer theatralischen Aufführung dargestellt. Anschaulich wird die Überraschung Marias in Szene gesetzt, indem Johannes zu ihr läuft um von der Auferstehung ihres Sohnes zu berichten. Offensichtlich zweifelt Maria daran, aber Johannes läuft zurück um sich erneut zu überzeugen um daraufhin zu Maria zurückzukehren und das freudige Ereignis zu bestätigen. Dann kommt die in Trauerkleidung gehüllte Maria, sieht ihren Sohn und in dem Moment wirft sie ihren schwarzen Mantel weg. Maria zeigt sich in ihrer Schönheit in einem hellen Kleid. Die Freude wird weiter in Szene gesetzt, indem zeitgleich bunte Ballons aufsteigen.
The mystical town of LANCIANO in Abruzzo cultivates its centuries-old traditions with devotion. The Easter customs are worth mentioning in this regard. Already since the 16th century, the procession of Incappucciati is held on Maundy Thursday. Here, the path of Jesus' suffering is vividly depicted. The following day, the solemn and gloomy Good Friday procession follows Christ's death.
Then on Easter Sunday offers a very different picture. Music, gaiety, bright robes inspire in the various processions that end in Piazza Plebiscito. In this "meeting of the saints" (Jesus, Mary, apostle John), the resurrection and the joy of it are presented with a theatrical performance. Clearly, the surprise of Mary is staged by John running to her to tell of the resurrection of her son. Obviously, Mary doubts this, but John runs back to convince himself to return to Mary and confirm the joyful event. Then the mourning-clad Maria comes to see her son and in that moment she throws off her black coat. Maria shows in her beauty in a bright dress. The joy continues to be set in scene by the simultaneous rise of colorful balloons.