Lanciano... jüngste Geschichte

Kriegsjahre

Auch der 2. Weltkrieg machte vor Lanciano nicht Halt. Nach dem Kriegseintritt Italiens im Jahr 1940 errichtete das faschistische Regime in der Villa Sorge ein Internierungslager für Frauen. Hier wurden nun Ausländerinnen mit denen sich Italien im Krieg befand eingesperrt. Unter ihnen auch viele Jüdinnen, für die hier ein langer Leidensweg begann, oftmals in den Tod. Später war es ein Männerlager und 1943 wurde es geschlossen. Nach dem italienischen Waffenstillstand im September 1943 wurde Italien von der deutschen Wehrmacht besetzt, die den Krieg fortführte. Im Oktober 1943 kam es nach der Ermordung des Widerstandskämpfers Trentino la Barba zum Volksaufstand in Lanciano gegen die deutschen Besatzer. Um der Hartnäckigkeit des Widerstandes zu begegnen wurden von deutscher Seite mehrere Bataillone und Panzereinheiten zum Einsatz gebracht, um diesen Widerstand zu brechen. Ein Denkmal aus dem Jahr 1963 erinnert noch heute daran.

 

Aufgrund der starken deutschen Truppenpräsenz wurde Lanciano Ziel der vorrückenden Alliierten Truppen deren Artillerie die Stadt in Schutt und Asche legten. Nach erfolgter Eroberung durch die Alliierten bombardierten dann deutsche Flugzeuge Lanciano. Die Kampfhandlungen dauerten von Oktober 1943 bis Juni 1944. Während dieser Zeit fanden 500 Einwohner den Tod.


La Barba

La Barba entstammte einer Bauernfamilie. Nachdem Italien im September 1943 mit den Alliierten einen Waffenstillstand geschlossen hatte, wurde La Barba zusammen mit seiner Einheit in Molfetta bei Bari von deutschen Truppen gefangengenommen. Auf dem Weg ins deutsche Internierungslager konnte La Barba flüchten und in seine Heimatstadt Lanciano in den Abruzzen zurückkehren. Dort trat er der italienischen Widerstandsbewegung, der Resistenza bei und organisierte mit anderen Partisanen Widerstandsgruppen mit der Bezeichnung „Gran Sasso“. Anfang Oktober 1943 überfiel er mit einigen Kameraden Einrichtungen der Carabinieri und der Guardia di Finanza, wo sie Waffen entwendeten, mit denen La Barbas Gruppierung am 4. Oktober bei Pozzo Bagnaro deutsche Truppen angriff. Nach einem weiteren Angriff auf Militärkolonnen wurde er festgenommen und erfolglos gefoltert. Um die Bevölkerung einzuschüchtern, brachte man ihn nach Lanciano, wo er im Viale dei Cappuccini an einen Baum gefesselt und ultimativ aufgefordert wurde, über die Widerstandsgruppierungen auszusagen. Nachdem er dies abgelehnt hatte, schnitten ihm deutsche Soldaten vor den versammelten Einwohnern mit einem Dolch die Augen aus dem Kopf und erschossen ihn danach. Am Abend des 5. Oktobers 1943 brach in Lanciano ein Aufstand aus, bei dem 47 deutsche Soldaten und 10 Einwohner ums Leben kamen. Weitere 12 Zivilisten kamen danach durch Repressalien ums Leben. Bis Juni 1944 wurde Lanciano durch Kampfhandlungen alliierter und deutscher Truppen völlig zerstört. Nach dem Krieg erhielten die Stadt und Trentino La Barba (postum) hohe Auszeichnungen(WIKIPEDIA).